Kino- und Theaterbesuche waren in unserer Familie verboten, ein einziges Mal sah ich eine Shakespeare-Aufführung mit meiner Schulklasse.
Mein zweites Theatererlebnis war die Komödie, in der ich selber die ersten heimlich-(unheimlichen) Schritte auf einer Bühne machte, mit so viel Erfolg, dass ich sogar in den Kritiken erwähnt wurde, was den Widerstand meines Vaters gegen den Schauspielerberuf zum Schmelzen brachte.
Bis dahin hatte ich musiziert, Geige gespielt, im Schulorchester Bratsche, und Gedichte vorgetragen, jetzt lernte ich mit Herzklopfen ein paar Vorsprechrollen - Gesangsunterricht hatte ich schon vorher - und kam dann rasch über Rheydt (12 tolle Rollen in einem Jahr), darunter "Anne Frank", "Perdita" im "Wintermärchen", "Hermia" im "Sommernachtstraum"( Shakespeare), über Oberhausen: "Colombe" von Anouilh, "Sarah" in "Fast ein Poet" (O`Neill) und Mannheim "Die Lerche" (Anouilh) um nur einige zu nennen - für mehrere Jahre an das Schiller- und Schlossparktheater, beziehungsweise die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin unter den Generalintendanten Boleslaw Barlog und Hans Lietzau, wieder mit schönen Rollen, zu Beginn sogar gleich zwei Premieren dicht hintereinander, die "Ottilie" in Sternheims "1913", die ich später auch noch im Fernsehen spielte, und die "Blanche" in Shaws "Häuser des Herrn Sartorius", Lieblingsrolle natürlich die Rosalinde" in "Wie es Euch gefällt" - Shakespeare, dann die "Liddy" in "Scherz, Satire, Ironie" von Grabbe, die "Angélique" in "George Dandin" von Moliere, die "Julia" im "Ball der Diebe" von Anouilh, Lope der Vega "Was kam denn da ins Haus", und andere.
Schon in Oberhausen hatte das Fernsehen mich entdeckt: zuerst die "Marguérite" in "Monsieur Ornifle" von Anouilh, danach kam die Hauptrolle in "Der Blaue Strohhut", mit Bum Krüger, Lola Müthel und Klaus Holm, "Henriette" in "Die Marquise von Arcis" von Sternheim mit Hilde Krahl, die "Kleopatra" von Shaw mit Paul Verhoeven, dann die Titelrolle Carrie", die "Lilli" in "Das Mädchen aus Mira", "Lady Milford" in "Kabale und Liebe", die Königin in "Richard II." von Shakespeare und dazwischen die "Eliza" in "My Fair Lady" am Operettenhaus in Hamburg, die "Lilian" in Brechts "Happy End" an den Hamburger Kammerspielen, "Die Stärkere" von Strindberg, Regie Ida Ehre.
Gastspiele bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen: Die Kaisertochter "Mee Lan" in der "Chinesischen Mauer" von Max Frisch und am Schauspielhaus in Zürich die "Bianca" in "Kiss me Kate".
1978 sang ich "Die Sieben Todsünden" von Brecht/Weill an der Oper in Mannheim, mitsamt einem Brecht-Wedekind-Hollaender-Chanson-Abend, im Jahr darauf "Irma la Douce" an der Komödie in Stuttgart, dazwischen und danach Theatertournéen, die Komödie "Einmal im Jahr" von Samuel Taylor im Berliner Theater mit Günther Pfitzmann, "Das Himmelbett" am Rémondtheater in Frankfurt mit Hansjörg Felmy und eigene Abende mit musikalisch-literarischen Programmen, mit Themen, die für mich Abenteuer und Herausforderung bedeuteten, die mich zum Teil jahrelang beschäftigt hatten, wie: "Von Frauen, Hexen und Vampiren", ernsthaft, augenöffnend und augenzwinkernd, Beratung Ingeborg Drewitz oder "Von Europa und dem Stier" - im blauen Stierarmsessel vom Kunstgewerbemuseum.
1985 schrieb der Regisseur Pierre Badin mir ein Stück über Sarah Bernhard auf den Leib, mit Szenen-Ausschnitten aus sieben Sarah-Lieblingsrollen, das auch vom Fernsehen aufgezeichnet und gesendet wurde: "Heute Tosca, morgen Hamlet"- die größte Bühnenherausforderung bis dahin.
1990 dann nochmals ein Fernsehen, in Victor von Scheffels Romanverfilmung "Ekkehard" war ich in Höhlen in Ungarn und Bulgarien eine reitende, verfolgte Priesterin in zwei Episoden.
Ich unterrichtete auch, besuchte in Amerika Kreativ-Workshops.
Und dann, vor etlichen Jahren, las ich bei Kerzenschein im Schloss Charlottenburg vor geladenen Gästen ein Manuskript über Sophie Charlotte, die erste Preußische Königin, Mutter der komponierenden, Flöte und Cello-spielenden, malenden und Schlösser bauenden Preußenkönige.
Sie faszinierte mich vom ersten Augenblick an.
Ich brachte meine Zeit jetzt in Bibliotheken und Archiven zu, beschäftigte mich mit Leibniz. Alles in allem ein intensives aufregendes Forschungsabenteuer - eine Ausgrabung. Ich schrieb ein Stück für Musik, über diese ziemlich vergessene Königin und Kulturbringerin, die erste Philosophin auf dem Thron, Großmutter Friedrichs des Großen, die er allerdings nie gekannt hat und hoch verehrte und die nur einen Nachteil gegenüber der Bayerischen Sissi hatte, um als intellektuelle Kaiserin die Herzen zu berühren: Sie starb jung, mit sechsunddreißig Jahren, aber eines natürlichen Todes. Kein blinkendes Mördermesser durchschneidet die Luft.
2005 wurde mein Stück als szenische Lesung in einigen Berliner Schlössern aufgeführt, immerhin die erste dramatische Unternehmung über ihr Leben in dreihundert Jahren.
2005 Erstes Bühnenstück "Sophie Charlotte, Königin in Preußen", aufgeführt als szenische Lesung mit Musik -mit Darstellern des Hans Otto Theater Potsdam:
- im Palais Lichtenau,
- im Schloss Oranienburg und
- im Schloss Charlottenburg.
Danach, noch unveröffentlicht und jungfräulich: "MONSTERKIND"
Monolog Friedrich Wilhelms I. des ungeliebten Soldatenkönigs, Erschaffer der Grundlagen von Preußens Größe, als aufbrausendes Kind und Halbstarker, überfordert und in der Defensive, schon in den Windeln von Wutanfällen geschüttelt, ein bizarrer Fürst, durchaus auch genial, und ein katastrophaler "Vater" für die Deutschen.
Inzwischen bin ich Mitglied des Schriftstellerverbandes und arbeite weiter an meinen Lieblingsprojekten.